Nachdem der Wecker geklingelt und der Akku erst danach wieder leer war, ging es 8:00 Uhr wieder aus dem Zelt. Die Packerei wiederholt sich nun schon zum sechsten Mal und flutscht ja immer besser. Da ich jedoch mit den „Nachbarn“ nochmals ins Gespräch kam, ging es erst gegen 9:30 Uhr rum endlich on the Road! Zum Glück war ich nach wenigen 100 Metern wieder direkt auf dem Donau-Radweg. Dort traf ich ein mir bekanntes Fahrrad plus Fahrer wieder. Es war das doch allgemein auffällige Liegerad, welches schon am Wiener Ausgang an mir vorbei fuhr. Mit dem Spruch „Man sieht sich immer zweimal im Leben!“ kam ich mit Kees aus den Niederlanden ins Gespräch und wir fuhren an diesem wunderschönen Tag gemeinsam gen Budapest.
Mit einem Liegerad ist man bekanntlich flott unterwegs und das merkte ich dann ganz schnell. So rollten wir zwischen 25 und fast 30 km/h über den Asphalt. An der Ruine eines ehemaligen Kastells stand eine große Fahrradreisegruppe, sonst haben wir auch hier auf dem ersten Stück wenige Radler getroffen. Die ersten 50 km waren schon in 2,5 h abgestrampelt. Da war ich sogar stolz auf mich – fast schon rekordverdächtige Werte. In der letzten slowakischen Stadt Štúrovo / Párkány haben wir einen Abzweig zu früh in Richtung Brücke genommen und uns leicht verfranzt. Aber das war kein Problem, viele Leute sprechen ja auch hier ungarisch und ein Slowake auf dem Rad brachte uns dann zur entscheidenden Brücke. Mit bestem Dank bogen Kees und ich nach rechts ab und unser Helfer fuhr geradeaus weiter.
An der Brücke machten wir einen Fotostopp, um die beeindruckende Basilika von Esztergom aus der „Ferne“ nochmals zu bewundern. Sie ist ja doch schon von Weitem sichtbar gewesen. Die Überfahrt auf die echte ungarische Seite war für mich natürlich Spannung pur! Leichtes Augenpippi und Gänsehaut gaben der großen Freude auf die eigene Zweitheimat und ein kräftiger „Szia!“ Ruf entflog meinen Lippen – nach einem Jahr endlich wieder in der zweiten Heimat – es war wieder viel zu lang!!!
In Esztergom merkte man ebenso, dass viele Imbisse geschlossen oder nur eine überschaubare Auswahl an Speisen aufwiesen, dass Kees und ich dann in ein Restaurant gingen und uns jeweils eine Kinderportion an Putenschnitzel mit Pommes gönnten, sonst hätte man uns bei den typisch reichlichen Portionen dann alleine rollen können, auch ohne Fahrräder 😉 Also ich weiß nicht warum, aber irgendwie mag mich Esztergom irgendwie nicht richtig. Ich war nun das dritte Mal hier und immer wird es grau am Himmel 🙁 Auch dieses Mal zog es sich etwas zusammen und wir radelten dann auch wieder etwas zackig voran. Dies erinnerte mich an 2016, als Didi und ich dachten, dass es jederzeit regnen könnte, aber richtig! Aber es kam zum Glück nix runter. Somit ging es diesmal am Bellevue-Hotel vorbei und auch die Talfahrt in Bubánatvölgy zum Imbiss am See blieb (doch leider) aus. Das Erreichen der Fähre von Pilismarót nach Szob war da entscheidend, da diese nur stündlich fährt und nicht wie in Sachsen und Österreich gewohnt, nach Bedarf die Seiten wechselt.
Aber natürlich ist sie dann doch knappe 10 min vor uns auf die andere Seite gewechselt und wir durften dann doch gute 40 min warten. Doch wir blieben nicht allein. Ein Vater mit seinem Sohn aus Barcelona, ein französisches und ein italienisches Paar kamen ebenso noch dazu – Multikulti und Völkerverständigung, wie ich es mag! Somit verging die Wartezeit doch schnell und wir konnten dann endlich auf die Fähre.
Auf der anderen Seite, dem Ufer des Ortes Szob, ging es diesmal nicht Richtung Bahnhof – denn das Wetter war noch bestens – sondern wir bogen diesmal rechts auf den Radweg ab und es ging über einen asphaltierten Radweg entlang der Bahnstrecke. Es gab sogar eine schöne kleine Grundstückszeile mit sehr schönen alten Häusern in Zebegény. Da die anderen Paare auch immer mal hier und da hielten und Fotos machten, traf man sich dann doch immer wieder und kam aus dem Grüßen nicht raus In Nagymaros gab es einige Wassersportvereine, an denen man automatisch vorbei kam. Auf dem gegenüberliegenden Donauufer konnte man die Visegráder Burgruine auf dem Berg sehen. Einige Pferde gab es endlich auch mal zu sehen. Sind die Ungarn doch ursprünglich auch ein Reitervolk gewesen, sieht es heute doch ganz anders aus. Meine erneuten Knieschmerzen wurden leider nicht besser, so dass wir nur noch um die 20 Sachen radelten. Dies ließ das immer wiederkehrende spontane Stechen fast komplett abklingen. Aber an einer Brücke erwischte es mich wieder „brutal“, so dass ich natürlich nicht mit Schwung über den Brückenbogen kam, sondern beim Anstieg die Bremsen ziehen und dann langsam rückwärts rangieren musste und mit erneutem Anlauf die Brücke meisterte – es war in dem Moment wirklich zum Piepen  Ansonsten war es gut, dass der Radweg ausreichend fern von der Straße verlief oder zumindest separat von der Straße.
An einer Stelle freute es mein großes Hundeliebhaberherz, als ich eine kleine Meute an Pumis sah. Wunderschön anzusehen waren sie, der eine sogar in dem seltenen weiß / crémefarbenen Ton, mein persönlicher Favorit. Da musste ich natürlich an unsere Annelore denken, die ebenso ihr Herz an die Pumis verloren hat. Sie kann auf alle Fälle mitfühlen, wie es mir da in dem Moment gegangen sein muss. Ab Kismaros fuhren wir wieder ein kleines Stück entlang bzw. auf der Straße, bevor es wieder auf den separaten Radweg ging. Dieser musste im späteren Verlauf auch mal eine alte Landstraße gewesen sein. Es war dort sogar ein wenig hügelig gewesen, aber ok.
Letztendlich erreichten wir den idyllischen Ort Vác, in dem sich an der Fähre leider dann doch schon unsere Wege trennten. Es war bereits 18:00 Uhr, für Kees war es ein langer Tag gewesen und die letzten 13 km wollte er mit mir dann doch nicht mehr fahren. Ich fand es natürlich sehr schade, da ich ihn eigentlich auf ein Abendbrot einladen wollte, um mich für das Mittagessen revanchieren zu können. Doch der nächste Tag bei mir sollte gute 130 km auf den Tacho bringen, der längste Tag auf der gesamten Tour, da konnte ich weitere 13 km nicht gebrauchen. Bis zur Fähre hatte ich auf der gesamten Tour nun bereits 666 km zurückgelegt ohne wirklicher Pannen am Fahrrad! Wir tauschten an der Fähre noch schnell die Kontaktdaten aus, um später unsere Bilder austauschen zu können. Kees suchte den dortigen Campingplatz auf und ich fuhr dann kurze Zeit später mit der Fähre wieder auf das rechte Donauufer über. Und siehe da, das französische Pärchen war auch mit drauf gewesen.
Auf der anderen Seite angekommen, empfing mich dann ein Begrüßungskommando der schlimmsten Sorte. Auf der ganzen Tour bin ich verschont geblieben und auf einmal sind sie da, die Mücken … irgendwie schon komisch. Und wenige 100 m später kam doch tatsächlich eine kleine kurze Regenhusche runter. Na wunderbar, dachte ich mir. Wird das Zelt wohl im Regen aufgebaut werden müssen?! Aber zum Glück war es wirklich nur eine Husche. Im nächsten Ort Tahitótfalu fuhr ich von der Route her irgendwie ein Kuddelmuddel zusammen, bis ich endlich die Brücke erreichte und nochmals über einen Donauarm aufs „Festland“ kam.
In Tahitótfalu musste ich leider auf der Straße voll im Autoverkehr mitmischen, aber ich schlug mich als geborener Städter da doch ganz gut auf dem Stück, bevor es dann linksseitig wieder ab auf einen separaten Radweg ging. Dieser führte mitunter auch wieder unmittelbar der Donau entlang durch mehre Parkanlagen etc., bis ich nach einer Stunde von der Fähre aus dann den Campingplatz auf der Insel Papsziget endlich ankam. Noch vorm Eingang empfing mich ein Döner-Restaurant, dass vor 11 Jahren noch eine Csárda war – die Zeiten ändern sich wohl auch hier. An der Rezeption wurde ich herzlichst empfangen und ich wurde regelrecht in ein Gespräch verwickelt. Kein Wunder, wenn man das coole LADA-Trikot an hat, es fällt ja doch auf und auch sie bestätigte mir, lieber einen Lada als einen Dacia kaufen zu wollen – richtig so !
Da mich dann doch der Hunger packte und die nette Dame mir den Mund wässrig machte, dass es gleich am Büfé auch Lángos gäbe, zog es mich erstmal da hin. Doch mit dem Lángoswunsch kam ich dann doch zu spät und es gab letztlich zwei Burger (eingepackt in deutschsprachigem Dönerpapier) zum Abendbrot. Die Uhr schlug auch gleich 20 und ich suchte mir ein ruhiges Plätzchen fürs Zelt, welches ich mal zur Abwechslung wieder im Dunkeln, aber gleich in der Nähe des Sanitärtraktes (Empfehlung der Rezeption) aufbaute. Die Handgriffe sitzten und ruckzuck war das Schlafgemach erneut fertig. Im Sanitärgebäude machte es mir nochmals im Stehen „gemütlich“ und nutzte die Steckdosen, um das Handy bei Laune zu halten, während ich wieder meine Tageskurzberichte und Bilder in alle Welt verstreute. Da es ja doch bei Zeiten dunkel und frisch wurde – wir hatten ja bereits September – ging es für mich dann doch langsam in die Heia!
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